Systemische Therapie

Die Systemische Therapie hat sich international als Psychotherapieverfahren etabliert und zählt in der ambulanten und stationären Psychotherapie sowie in der Rehabilitation und in der Prävention weltweit zu den am weitesten verbreiteten Behandlungsverfahren. 2008 wurde sie auch in Deutschland als wissenschaftlich anerkanntes Psychotherapieverfahren sowohl für die Psychotherapie Erwachsener als auch für die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie eingestuft.

 

1.    Systemisch
Der Klient mit seinem „Problem“ wird nicht isoliert betrachtet, sondern auch das System, welches ihn umgibt. Zudem ist das „Problem“ auch schon ein versuchter Lösungsansatz.

2.    Lösungsorientiert
Berater oder Therapeut ist geprägt von Respekt gegenüber dem Klienten und seinen bisherigen Lösungen. Er versucht die Wahrnehmung im System zu erweitern bzw. den Fokus der Wahrnehmung zu verändern, dass andere Lösungen möglich werden können. Somit ist für den Klienten ein kreativerer Umgang als bisher mit dem Problem möglich.

3.    Ressourcenorientiert
Systeme werden dazu eingeladen ihre Ressourcen neu zu entdecken oder kennenzulernen. Mit dem Berater oder Therapeut wird sich gemeinsam auf die Suche nach Ressoucen und Lösungen begeben. Das Ziel ist den Klienten zum Experten in Sachen Problemlösung zu machen. Dazu braucht er seine schon gekannten, wieder vergessenen oder noch nie beachteten Fähigkeiten.

4.    Konstruktivistisch
Aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen und Hintergründe ist jeder in seinem eigenen Kontext eingebettet. Zwangsläufig nimmt somit jeder das Gleiche beobachtete anders wahr, als sein Gegenüber.
Somit hat der Klient mit dem, was er schildert und berichtet, immer Recht, obwohl es genau das Gegenteil sein kann von dem, was der Berater oder Therapeut gerade wahrnimmt oder einschätzt. Aus diesem Grunde sind „Ratschläge“ oder „Tipps“ meist wenig hilfreich, weil wir nie wissen ob sie zum Kontext des Klienten passen.

 

Zusammenfassend geht es also darum dem Klienten mit den unterschiedlichen Methoden Mittel zur Verfügung zu stellen, womit er seinen Fokus verändern kann.

 

 

 Gebräuchliche Techniken, Interventionen und Methoden sind:

  • Zirkuläre Frage, die auf den vermuteten Standpunkt Dritter (auch Anwesender) abzielen
  • Skalenfrage, zur Verdeutlichung von Unterschieden und Fortschritten
  • Positives Konnotieren, das die positiven Aspekte von Problematischen Sachverhalten herausarbeitet
  • Reframing von Sachverhalten, um Bedeutungs- bzw. Interpretationsveränderungen anzuregen
  • Paradoxe Intervention, idR. Verschreibung des problematischen Verhaltens, um Automatismen zu verändern
  • Hausaufgaben diversester und individuell angepasster Art zur Erledigung zwischen den Sitzungen
  • Metaphernarbeit, Parabeln und Geschichten als Umgehungstechnik für potentielle “Widerstände”
  • Ausnahmen zum beklagten Sachverhalt, um die Änderbarkeit von als statisch angenommenen Sachverhalten zu verdeutlichen
  • Massiver Verwendung von Konjunktiven zu Fokussierung auf Optionen und Möglichkeiten
  • Familienskulptur, Darstellen von Familienbeziehungen als Standbild aus Personen im Raum
  • Soziogramm, die grafische Darstellung der sozialen Beziehungen
  • Reflecting Team von Tom Anderson und viele Andere mehr. 

 

Wirksamkeit von Systemischer Therapie

Systemische Therapie ist ein wirksames und kostengünstiges Psychotherapieverfahren (da sie mit vergleichsweise wenigen Sitzungen in längeren Abständen sehr gute Ergebnisse erzielen kann) mit hoher Klientenzufriedenheit und sehr guten Langzeiteffekten. Die Wirksamkeit für Störungen im Kindes- und Jugendalter ist sehr gute belegt, insbesondere für die so genannten „schweren“ Störungen wie:

  • Störungen des Sozialverhaltens und jugendliche Delinquenz
  • Drogenkonsumstörungen
  • Essstörungen
  • Anpassung an bzw. Bewältigung von somatischen Krankheiten

Die Wirksamkeit bei Störungen im Erwachsenenalter ist ebenfalls gut belegt, vor allem für die Bereiche:

  • Substanzstörungen
  • Depression
  • Essstörungen
  • Psychische Störungen bei somatischen Krankheiten
  • Schizophrenie